Klettern

"Hoch hinaus" heißt es bei meiner nächsten Sportart: Mit der Sektion Mindelheim des Deutschen Alpenverein (DAV) ging es zur Ziegelwies in Füssen zum Klettern. Zugegeben eine Sportart, auf die ich mich besonders gefreut habe, zumal ich selber ein begeisterter Kletterer bin. Gemeinsam mit meinem Sohn habe ich vor 2 Jahren die Leidenschaft für den Bergsport entdeckt. Begonnen hat alles mit der Teilnahme an einem Kletter-Kurs aus Neugierde. Seither klettern wir mehrmals im Jahr. Doch am richtigen Felsen war es auch für uns Premiere, da wir bisher immer am Turm in Mindelheim oder in der Halle in Ottobeuren oder Memmingen geklettert sind.
Sebastian Schunke aus Sontheim ist Familiengruppenführer beim DAV und veranstaltet monatlich abwechslungsreiche Ausflüge für Familien, die zum Beispiel zum Klettern oder wandern führen. Mit ihm und weiteren Teilnehmern trafen wir uns am Parkplatz des Baumwaldpfades bei Füssen. Nach einer kurzen Begrüßung und drei Kilometer Fußmarsch waren wir dann am rund 15 Meter hohen Felsen, der über verschieden schwierige Kletterouten verfügt. Nach dem Anlegen der Ausrüstung, bestehend aus Kletterschuhen, Klettergurt und Helm, die man zum Schnuppern beim DAV kostenlos ausleihen kann, begann Sebastian mit der Einweisung. Eine korrekte Seilführung und richtige Knoten sind genauso wichtig wie der Partnercheck vor jedem Aufstieg. Und dann geht es auch schon los: Samuel durfte als erster den Berg bezwingen, während ich ihn unten sicherte. Auf die Frage, was Bergsport so einzigartig macht, erwiderte Sebastian: "Man ist an der frischen Luft und bewegt den ganzen Körper. Man ist richtig fokussiert auf sich selbst und die nächsten Schritte. Einfach ein unbeschreibliches Gefühl." Mithilfe von Beinen, Armen und Händen bewegt man sich entlang der Kletterroute, die an einem eingefädelten Seil an Felshaken entlang geht. Die Sicherungstechnik ist dabei so ausgereift, dass bei richtiger Anwendung nichts passieren kann. "Der Kletterer kann bis zum 1,5-fach des untenstehenden Sicherers wiegen." so Schunke.
Mittlerweile war Samuel oben. Mit seinen 8 Jahren ist es ihm ein leichtes, schnell und leichtfertig den Felsen hochzuklettern. Und dann war ich an der Reihe. Nach dem Partnercheck durfte ich zum ersten Mal einen richtigen Berg hochklettern, während Sebastian mich sicherte. Ein tolles Gefühl, wenn auch die Felsen noch etwas feucht waren und so die Rutschgefahr höher ist. Volle Konzentration auf seinen eigenen Körper gerichtet, greift man nach möglichem Halt und zieht sich entweder hoch oder stützt sich mit den Füßen ab. Schritt für Schritt. Und nach wenigen Minuten war ich dann auf dem rund 15 Meter hohen Berg. Ein tolles Gefühl! Belohnt wurde ich mit einem herrlichen Blick über die umliegenden Wälder auf Schloss Neuschwanstein.
Sonja Hack aus Bad Wörishofen ist alleinerziehend und nimmt regelmäßig an den Familienangeboten des DAV teil. "In jungen Jahren habe ich es einfach ausprobiert. Und obwohl mit dem Alter der Respekt vor so einer Herausforderung zunimmt, macht es richtig viel Spaß." meinte sie. Angst hat sie jedoch keine: "Das Vertrauen in den Sicherer und der Partnercheck sind meine Sicherheit." Auch die Kinder hatten sichtlich viel Freude und machten den Erwachsenen oft noch was vor. Sogar die dreijährige Paulina hat sich getraut und ist einige Meter in die Höhe spaziert.
Klettern ist ein Sport für die ganze Familie in allen Alters- und Leistungsklassen. Im Unterallgäuer gibt es drei Klettervereine mit rund 800 Mitgliedern mit tollen Übungsanlagen für drinnen und draußen und bieten immer wieder kostenlose Schnuppereinheiten an. "In erster Linie geht es nicht nur um Sport, sondern um die Zusammenführung der Gesellschaft und das Miteinander", rundete Schunke den gelungenen Tag ab. Denn zum Klettern braucht man mindestens zwei: Während einer unten sichert, darf der andere hoch hinaus.

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© Benjamin Adelwarth

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